Aktivitäten - 1998Exkursion ins Melbecker Moorvon Friedhelm Piepho / Dr. Günter Schmidt; Schwerte / Deutsch Evern Unsere Exkursion ins Melbecker Moor hat in einem kleinen Kreis von Mitgliedern stattgefunden. Die Lüneburger Heide hat sich uns sommerhaft präsentiert, und einige Mitglieder haben den langen Weg aus Süddeutschland auf sich genommen, um unter Leitung von Dr. Günter Schmidt die Welt der Spinnen einmal nähergebracht zu bekommen. Bereits auf dem Weg in das Moor, der uns durch eine sehr schöne Waldlandschaft geführt hat, haben wir die ersten Spinnen entdeckt. Weit verbreitet sind hier die Baldachinspinnen der Art +Linyphia triangularis. Ebenso sahen wir frisch geschlüpfte Junge der Gartenkreuzspinne +Araneus diadematus und die Streckerspinne +Tetragnatha extensa. Andere von uns beobachtete Arten waren: +Neriene peltata, Metellina mengei, Cyclosa conica, Agelena labyrinthica, Philodromus dispa, sowie viele Wolfspinnen, vermutlich Pardosa agrestis. In den Blüten des Fingerhutes, der hier mit weißen und roten Blüten wächst, haben wir eine Krabbenspinne gesehen, Misumena vatia. In den Blüten hatten es sich allerdings auch noch viele andere Tiere gemütlich gemacht, wir sahen einige Käferarten und verschiedene Falter. Als wir dann endlich den eigentlichen Ort unserer Exkursion erreichten, haben wir die ganze Schönheit dieses Moores erleben können. Wir haben Wollgras gesehen, und die Glockenheide blühte. Eine Orchideenart wuchs mit mehreren Pflanzen in diesem Stück des Moores, was aber sicherlich das Ungewöhnlichste gewesen ist, überall mussten wir aufpassen, daß wir die vielen Pflanzen vom Sonnentau nicht zertreten! Eine Pflanze hat dann auch promt eine kleine Motte gefangen, die natürlich keine Chance des Entkommens hatte. Einige der Teilnehmer hatten ihre Kameras dabei, diese waren natürlich mit Makros ausgerüstet und hier sind bestimmt gute Fotos entstanden. Es hat nicht lange gedauert, und wir haben das erste Weibchen von +Dolomedes fimbratus gesehen, und nur Augenblicke später stellten wir fest, daß es hier sehr viele Tiere dieser Art gab, auch einige Männchen waren unterwegs. Wir sahen sogar ein grüngefärbtes Jungtier. Die Tiere, die bereits einen Kokon gebaut hatten, waren recht dünn, solche, die ihren Kokonbau noch vor sich hatten, waren sehr dick und sahen wohlgenährt aus. Direkt im Moor haben wir noch folgende Spinnen gesehen:
Die mit “+” gekennzeichneten Arten waren schon vorher im Moor gefunden worden. 15 Arten waren für das Moor neu. Auf dem Rückweg zu den Autos sind wir dann einen anderen Weg gegangen, den auch Dr. Günter Schmidt noch nicht kannte. Hier haben die Teilnehmer dann ihr Können im Dammbau beweisen müssen, da wir an eine Stelle kamen, die wir so nicht überqueren konnten und niemand wollte dann von hier wieder über das Moor zurückgehen. Hier hat es sich dann gezeigt, daß alles schon (Ur-)Walderfahrung haben mußten, denn der kleine Überweg war doch in Minutenschnelle gebaut. Unterwegs sahen wir viele Wolfspinnen mit Kokon, vermutlich Pardosa agrestis, sowie ein Weibchen mit Jungen auf seinem Rücken. Außer den auch am 20.6.1998 gefundenen Arten waren in dem seit 1993 beobachteten Moor die folgenden Spezies festgestellt worden:
Dieses Moor, ein typisches Hochmoor, ist der letzte Rest eines in den 20er und 30er Jahren trockengelegten Gebietes, das jetzt nur noch etwa 800 qm umfaßt. Da es als Rückzugsgebiet für eine Vielzahl typischer Moorbewohner dient, gehört es zu den ökologisch wertvollsten Arealen der Lüneburger Umgebung. Eine Ausweisung als Naturschutzgebiet erfolgte allerdings bisher noch nicht. Das Melbecker Moor bietet die Möglichkeit, die Folgen einer Überbesiedelung durch Dolomedes über Jahre zu studieren. 1994 z.B. kam es zu einer enormen Zunahme der Individuenzahl mit dem Ergebnis, daß die meisten Exemplare nur eine Körperlänge von etwa 10 mm erreichten und ein völlig verändertes Verhaltensmuster zeigten. Sie lebten dichtgedrängt auf den wenigen Wasserlachen, flohen nicht, wenn man sich ihnen näherte und ließen sich ohne Gegenwehr leicht fangen. Am auffälligsten war, daß sie auch nicht versuchten, sich dem Fang durch Abtauchen zu entziehen. Auch bauten die erwachsenen Weibchen meistens keine Maschengewebe mehr, um den Eierkokon dort abzulegen und die Jungen zu bewachen. In den beiden einzigen Maschengeweben, die registriert wurden, waren die geschlüpften Jungen sich selbst überlassen. Es kam zu einem fast völligen Zusammenbruch der Population. Inzwischen hat sich diese wieder völlig erholt, und die Weibchen erreichen wieder Körperlängen von 20 und mehr Millimetern. Als wir danach dann in einem kleinen Cafe eingekehrt sind, gab es noch viel zu erzählen, und die einzelnen Mitglieder hatten Gelegenheit, viele Fragen beantwortet zu bekommen und Erfahrungen auszutauschen. Hier hätte man sicherlich noch lange gemütlich zusammensitzen können. Alles in allem ist die Resonanz allerdings doch nicht so hoch gewesen, wie wir es eigentlich erwartet haben, das ist schade, denn wann hat man schon mal die Gelegenheit, unter fachkundiger Führung eine so hervorragende Exkursion mitmachen zu können. Allerdings haben die Teilnehmer davon profitiert, es wurde auf alle Fragen sehr detailliert eingegangen! Diese Zeit wäre in einer größeren Gruppe vielleicht nicht immer gewesen. |
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