Deutsche Arachnologische Gesellschaft e.V.

DeArGe-Spinnengiftprojekt - die wissenschaftliche Untersuchung von Vogelspinnengiften

Dr. Volker Herzig bittet die DeArGe-Mitglieder um ihre Unterstützung im Projekt zur Untersuchung von Giften australischer Vogelspinnen. Wir hoffen auf eine zahlreiche Unterstützung unserer Mitglieder!

DeArGe-Spinnengiftprojekt

Kontakt:
Dr. Volker Herzig
spinnengiftprojekt@dearge.de

Spinnenliste Vorlage (XLS) herunterladen.

Von Dr. Volker Herzig:

In der März Ausgabe 2008 der ARACHNE gab es ein Interview zu lesen, welches Kristin Finke mit mir geführt hat. In diesem konnte man einiges über meinen Werdegang zum Toxinologen (Biologie mit Schwerpunkt Toxinologie) erfahren, sowie über meinen momentanen Forschungsschwerpunkt: die Untersuchung von Giften australischer Vogelspinnen.
Im DeArGe-Forum habe ich kürzlich einen Vorschlag über ein »DeArGe-Spinnengiftprojekt« gemacht, zu dem ich auch an dieser Stelle noch einmal aufrufen möchte.

Ein großes Problem in der Forschung mit Spinnengiften ist es, an die Gifte zu gelangen. Für das Gift der meisten in deutschen Terrarien gehaltenen Vogelspinnenarten gibt es keinen Handel, über den man es für die Forschung erwerben könnte. Hier können die Halter somit die Forschung aktiv unterstützen, indem sie die Gifte ihrer Tiere den Forschern zur Verfügung stellen.

Aufgrund der australischen Importbestimmungen ist es mir unmöglich, lebende Spinnen nach Australien einzuführen, allerdings ist die Einfuhr von Gift erlaubt. Darum plane ich, bei meinem nächsten Deutschlandaufenthalt (vermutlich Juli, August oder September 2008) einige Vogelspinnen zu »melken«, um deren Gift mit nach Australien, an meine neue Arbeitsstelle (Institute of Molecular Bioscience - IMB - der University of Queensland, Brisbane) mitzunehmen. Am IMB werden wir die Gifte hauptsächlich in Hinblick auf ihre insektiziden Eigenschaften hin untersuchen. Bei ausreichend vorhandener Giftmenge ist es aber auch möglich, über internationale Kooperationen mit anderen Wissenschaftlern noch andere Eigenschaften der Gifte zu erforschen.

Hierzu bin ich auf die Hilfe (möglichst vieler) DeArGe-Mitglieder angewiesen, die mir ihre Spinnen für ca. eine Woche (genauer Termin wird noch bekannt gegeben) überlassen, damit ich diese »melken« kann. Diejenigen, die ihre Spinnen zur Verfügung stellen, kann ich beruhigen: der »Melkvorgang« durch Betäubung mittels CO2 und anschließendem schwachen Elektroschock ist relativ schonend für die Spinnen und bisher habe ich dadurch noch keine meiner Spinnen verloren!

Inzwischen konnte ich auch schon an meiner alten Arbeitsstelle (Neuropharmakologie, Uni Tübingen) die notwendigen Räumlichkeiten und Gerätschaften für dieses Projekt organisieren. Die Spinnen sollten daher entweder zu meinen Eltern in Leonberg (Baden-Württemberg), oder direkt nach Tübingen gebracht oder geschickt werden. Somit bietet es sich an, dass sich vor allem DeArGe-Mitglieder aus dem süddeutschen Raum beteiligen.

Da ich momentan noch keinen genauen Termin für meinen Deutschlandaufenthalt kenne, benötige ich jetzt erst einmal von jedem, der sich beteiligen möchte, eine Liste mit den Spinnen, die er für dieses Projekt beisteuern würde (Excel-Liste als Vorlage herunterladen). In dieser Liste sollten folgende Punkte genau aufgelistet werden:

  • Art (wenn vorhanden Name der Person, die die Spinne identifiziert hat)
  • Geschlecht
  • Anzahl
  • Sonstige Angaben (z.B. Fundort bei Wildfängen, Alter...)

Aufgrund der notwendigen Vorplanung für dieses Projekt bitte ich, mir diese Listen sobald wie möglich an meine Email-Adresse (spinnengiftprojekt@dearge.de) unter dem Stichwort »DeArGe Spinnengiftsammlung« zu schicken. Je nach »Angebot« werde ich dann eine Auswahl treffen, welche Arten wissenschaftlich am interessantesten sind. Aus logistischen Gründen würde ich vorschlagen, dass vor allem DeArGe-Mitglieder teilnehmen, die mindestens 10 Spinnen beisteuern können. Ich werde vermutlich die Zeit haben, um ca. 200-250 Spinnen zu melken, d.h. ich brauche ca. 20-25 Freiwillige, die mir ihre Spinnen überlassen.

Übrigens benötige ich nur adulte Vogelspinnen (Geschlecht egal), deren Art von einem »Experten« bestimmt wurde. Ohne eine korrekte Identifikation ist jede weitere Arbeit wissenschaftlich wertlos. Falls die Art noch nicht identifiziert wurde, wäre es auch möglich, von jeder Spinne die letzte Exuvie mit abzuliefern, damit ich sie dann an die entsprechenden Experten zur Bestimmung weiterleiten kann. Hiermit bitte ich ferner die DeArGe-Taxonomie-Experten, die sich an der Identifikation dieser Spinnen beteiligen würden, sich bei mir zu melden.

Die gewonnenen Gifte würden in erster Linie auf ihre insektiziden Eigenschaften hin untersucht werden, was ein Schwerpunkt meiner Arbeit am IMB in Brisbane sein wird. Bei ausreichend vorhandener Giftmenge wären aber auch andere Tests (z.B. Giftwirkung bei Wirbeltieren) möglich. Insgesamt ist dieses Projekt auf mehrere Jahre hin angelegt. Bis zu den ersten wissenschaftlich verwertbaren Ergebnissen kann es daher eine Weile dauern. Ich würde aber alle DeArGe-Mitglieder über das DeArGe-Forum und die ARACHNE über neue Erkenntnisse aus diesem Projekt auf dem Laufenden halten.

Nun hoffe ich auf eine möglichst rege Beteiligung und viele E-Mails von Unterstützern des Projektes. Sobald sich etwas neues zu diesem Projekt ergibt, oder der genaue Termin für meinen Deutschlandbesuch feststeht, werde ich dies über das DeArGe-Forum oder die ARACHNE bekannt geben.

Dr. Volker Herzig
Division of Chemical & Structural Biology
Institute for Molecular Bioscience
The University of Queensland
St. Lucia, QLD 4072
Australia
E-Mail: spinnengiftprojekt@dearge.de

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